Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie ist eine sich ständig verändernde Umgebung mit einer konstanten Nachfrage nach betrieblicher Effizienz. Der Schlüssel zur Bewältigung dieses herausfordernden Umfelds ist eine solide integrierte Unternehmensplanung (Integrated Business Planning, IBP). Mit unserer kollektiven Erfahrung aus über 70 Jahren haben mein Kollege Charlie Marge und ich Unternehmen durch das Labyrinth der Absatz- und Betriebsplanung (Sales and Operations Planning, S&OP) und IBP geführt. Unsere Fachkenntnisse erstrecken sich auf mehrere kritische Bereiche, darunter Bedarfsplanung, Vertriebsplanung, Produktionsplanung und -terminierung sowie Beschaffungsplanung.
In der heutigen schnelllebigen Geschäftswelt sind präzise Bedarfsprognosen und ein effektives Lieferkettenmanagement von größter Bedeutung. Besonders kritisch ist dies in Branchen wie der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, die durch kurze Produkthaltbarkeit und stark schwankende Nachfrage gekennzeichnet sind. Um diese Herausforderungen zu meistern, müssen Unternehmen einen ganzheitlichen Prognoseansatz verfolgen, der Bottom-up- und Top-down-Perspektiven kombiniert. Dies erfordert eine gründliche Analyse verfügbarer Daten, die Berücksichtigung von Produktlebenszyklen und die Bereinigung von Ausreißern oder einmaligen Ereignissen. Außerdem müssen angemessene Sicherheitsbestände berechnet werden, um die Unvorhersehbarkeit der Lieferkette abzuschirmen.
Umsetzung der integrierten Unternehmensplanung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie
Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie steht heute vor zahlreichen Herausforderungen. Von verändertem Verbraucherverhalten und expandierenden Wertschöpfungsketten bis zu Kapazitätsproblemen und Qualitätsanforderungen stehen produzierende Unternehmen ständig unter Anpassungs- und Innovationsdruck.
Eine der größten Herausforderungen ist die mangelnde Transparenz in der gesamten Lieferkette. Diese kann zu Unterbrechungen führen, die sich auf den Kundenservice und letztlich auch auf den Gewinn auswirken. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, müssen Unternehmen eine neue Denkweise annehmen – eine Denkweise, die operative und finanzielle Sichtweisen integriert. In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Branche auf S&OP konzentriert, um die Silos zwischen den Abteilungen im Unternehmen aufzubrechen. S&OP hat sich zwar bewährt und tut es auch heute noch, aber die Unternehmen haben erkannt, dass der Prozess um zwei Elemente erweitert werden muss, um nicht nur die Silos aufzubrechen, sondern auch eine effiziente Planung der Lieferkette zu erreichen. Erstens muss das gesamte Ökosystem berücksichtigt werden, also interne und externe Partnerinnen und Partner, wie Lieferunternehmen, Kundinnen und Kunden. Zweitens müssen Finanzkennzahlen in den Prozess einbezogen werden, wodurch wir nun IBP erhalten.
Die integrierte Unternehmensplanung bietet eine Lösung für diese Herausforderungen. Durch die Zusammenführung von Betriebskennzahlen mit Finanzkennzahlen erhalten Unternehmen einen ganzheitlichen Überblick über ihren Betrieb. Auf diese Weise können sie fundierte Entscheidungen treffen, die nicht nur die betrieblichen Ziele erfüllen, sondern auch mit den finanziellen Zielen übereinstimmen. Bevor ein Unternehmen beispielsweise eine neue Werbeaktion startet oder ein neues Produkt einführt, kann es die finanziellen Auswirkungen dieser Entscheidungen bewerten. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass sie nicht nur betrieblich machbar, sondern auch finanziell tragfähig sind.
Bei der Einführung von IBP geht es jedoch nicht nur um die Zusammenführung von Metriken. Sie erfordert einen grundlegenden Wandel in der Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten. Es geht darum, Silos aufzubrechen und die funktionsübergreifende Entscheidungsfindung zu fördern. Es geht auch darum, diesen kollaborativen Ansatz über die Unternehmensmauern hinaus auf die gesamte Lieferkette auszudehnen. Dies schließt Ihre Lieferunternehmen, Ihre Kundinnen und Kunden und sogar deren Kundschaft ein. Auf diese Weise können Unternehmen ein umfassendes Verständnis der Lieferkette erlangen, das es ihnen ermöglicht, bessere Entscheidungen zu treffen und bessere Ergebnisse zu erzielen. Im Grunde handelt es sich um Ecosystem Business Planning.
Angleichung von Nachfrage- und Angebotsplanung
Die Nachfrage zu verstehen, ist nur die halbe Miete. Viele Unternehmen tun sich schwer mit der Angebotsplanung der Gleichung. Es reicht nicht aus, die Gesamtkapazität der Anlage zu betrachten. Unternehmen müssen die Kapazität auf der Ebene der Produktionslinien, auf mehreren Fertigungsebenen und mögliche Einschränkungen wie wichtige Rohstoffe oder die Verfügbarkeit von Arbeitskräften berücksichtigen. Wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt, müssen Unternehmen bestimmten Artikeln oder Kundinnen bzw. Kunden Vorrang einräumen und den Anlagendurchsatz optimieren. Auch hier muss das gesamte Netzwerk (Ökosystem) berücksichtigt werden, z. B. die Möglichkeit, Co-Packer (Auftragsfertigung) hinzuzufügen, um Nachfragespitzen zu bewältigen.
Um dies zu veranschaulichen, betrachten wir ein hypothetisches Szenario, in dem ein Unternehmen die Möglichkeit hat, zusätzliche 200.000 US$ in einer bestimmten Produktfamilie zu verkaufen. Um diese Nachfrage zu befriedigen, könnte das Unternehmen entweder in einem Werk Überstunden machen oder ein zweites Werk oder einen Co-Packer (wenn es sich um ein Einzelwerk handelt) zur Unterstützung hinzuziehen. Jede Option hat unterschiedliche Auswirkungen auf die Kosten, die Gewinnspannen und die Kapazitätsauslastung. Durch das Durchspielen verschiedener Szenarien und die Analyse der betrieblichen und finanziellen Auswirkungen der einzelnen Optionen kann das Unternehmen eine fundierte Entscheidung über das weitere Vorgehen treffen.
Ferner können Unternehmen ihr Nachfrage- und Angebotsmanagement erheblich verbessern, indem sie operative und finanzielle Kennzahlen über einen robusten Vertriebs- und Betriebsplanungsprozess integrieren. Dieser detaillierte, datengesteuerte Ansatz verbessert die Entscheidungsfindung, steigert die Rentabilität und gewährleistet ein hohes Serviceniveau.
Um in diesen Bereichen erfolgreich zu sein, ist es jedoch erforderlich, Silos zu beseitigen und alle relevanten Interessengruppen einzubeziehen. Außerdem muss die interne und externe Zusammenarbeit gefördert werden.
Die greifbaren Vorteile der integrierten Unternehmensplanung
Die integrierte Unternehmensplanung hat sich für viele Unternehmen als erfolgreich erwiesen. Ein Unternehmen aus der Tiefkühlbranche konnte beispielsweise seine Prognosegenauigkeit um 17 % erhöhen, seinen Kundenservice von Mitte 80 auf 95 % verbessern, seine Lagerhaltungskosten um 500.000 US$ senken und seinen veralteten Bestand um 20 % reduzieren. In ähnlicher Weise konnte ein Unternehmen im Bereich frische Lebensmittel zuverlässigere Prognosen erstellen, seine Effizienz verbessern und ein hohes Kundendienstniveau aufrechterhalten.
Mit dem richtigen Ansatz und den richtigen Instrumenten können Unternehmen die Komplexität der Nachfrage- und Angebotsplanung erfolgreich bewältigen und letztlich ihre Geschäftsziele erreichen.
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